Nicht lieferbar

Mark Douglas-Home
Broschiertes Buch
Ein Grab in den Wellen / Sea Detective Bd.1
Kriminalroman. Deutsche Erstausgabe
Übersetzung: Lux, Stefan
Versandkostenfrei!
Nicht lieferbar
Cal McGill ist Meeresbiologe. Seine Spezialität: per Computer die Route von Gegenständen im Wasser zu verfolgen, um Umweltsünder zur Strecke zu bringen. Doch bei seinem Einsatz für die Natur überschreitet der Sea Detective bisweilen legale Grenzen: Als er in den Gärten hochrangiger Politiker Weißen Silberwurz pflanzt, um auf den Klimawandel hinzuweisen, nimmt man ihn fest. Detective Helen Jamieson von der Polizei Edinburgh kommt der sympathische junge Mann gerade recht. Denn vor der Küste wurden kurz zuvor zwei abgetrennte Füße entdeckt. Bei ihren Recherchen stoßen Cal und Helen auf...
Cal McGill ist Meeresbiologe. Seine Spezialität: per Computer die Route von Gegenständen im Wasser zu verfolgen, um Umweltsünder zur Strecke zu bringen. Doch bei seinem Einsatz für die Natur überschreitet der Sea Detective bisweilen legale Grenzen: Als er in den Gärten hochrangiger Politiker Weißen Silberwurz pflanzt, um auf den Klimawandel hinzuweisen, nimmt man ihn fest. Detective Helen Jamieson von der Polizei Edinburgh kommt der sympathische junge Mann gerade recht. Denn vor der Küste wurden kurz zuvor zwei abgetrennte Füße entdeckt. Bei ihren Recherchen stoßen Cal und Helen auf ein Netz aus Korruption, Ausbeutung und Menschenhandel. Und auf ein indisches Mädchen, das sie vielleicht noch retten können.
Douglas-Home, MarkMark Douglas-Home ist Autor und Journalist. Bevor er mit dem Schreiben von Kriminalromanen begann, war er jahrelang Herausgeber der wichtigsten schottischen Tageszeitung «The Herald» und Herausgeber der «Sunday Times Scotland». Der «Sea Detective» ist sein Debütroman und der Auftakt einer Reihe. Douglas-Home ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Edinburgh.
Produktdetails
- rororo Taschenbücher Nr.27246
- Verlag: Rowohlt TB.
- 3. Aufl.
- Seitenzahl: 400
- Erscheinungstermin: 17. Januar 2017
- Deutsch
- Abmessung: 206mm x 134mm x 28mm
- Gewicht: 342g
- ISBN-13: 9783499272462
- ISBN-10: 3499272466
- Artikelnr.: 44981367
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
© BÜCHERmagazin, Meike Dannenberg (md)
Nichts ist zäher als Zwietracht
Die Erben der vergessenen Generation: Peter May und Mark Douglas-Home bereichern die Landkarte der schottischen Kriminalliteratur mit Romanen von der Westküste - inklusive Weltkriegshelden, indischen Sexsklavinnen und Klimawandel.
Dass in Schottland der Sommer auf einen Tag fallen kann, ist ein gängiger Witz, den man immer dann zu hören bekommt, wenn sich die Sonne einmal länger als zwei Stunden zeigt. Es ist eben ein Land, das wettermäßig als Erstes abkommt, was der Atlantik von Westen alles herbeischafft, aber das hält seine Bewohner nicht davon ab, ihm mit inniger Zuneigung anzuhängen. Die Schotten sind Patrioten. Ihre ungewöhnlich gut entwickelte Kriminalliteratur, die es zum
Die Erben der vergessenen Generation: Peter May und Mark Douglas-Home bereichern die Landkarte der schottischen Kriminalliteratur mit Romanen von der Westküste - inklusive Weltkriegshelden, indischen Sexsklavinnen und Klimawandel.
Dass in Schottland der Sommer auf einen Tag fallen kann, ist ein gängiger Witz, den man immer dann zu hören bekommt, wenn sich die Sonne einmal länger als zwei Stunden zeigt. Es ist eben ein Land, das wettermäßig als Erstes abkommt, was der Atlantik von Westen alles herbeischafft, aber das hält seine Bewohner nicht davon ab, ihm mit inniger Zuneigung anzuhängen. Die Schotten sind Patrioten. Ihre ungewöhnlich gut entwickelte Kriminalliteratur, die es zum
Mehr anzeigen
eigenen Genre-Begriff "Scottish noir" gebracht hat, lange bevor "noir" zum Allerweltsaufkleber wurde, belegt, dass das dünnbesiedelte Land jede Menge Verbrechenspotential nicht nur in den Großstädten, sondern auch in den Highlands und auf den Inseln bereithält.
Eingeführt als Marke ist der Schriftsteller Peter May, 1951 in Glasgow geboren, in seiner Heimat schon lange. Seine "Lewis Trilogy" verkaufte dort mehr als eine Million Exemplare; der Zsolnay Verlag bringt dieser Tage den dritten und letzten Band "The Chessmen" unter dem gut gewählten deutschen Titel "Moorbruch" heraus. Gemeint ist damit ein seltenes Naturphänomen, eine Art Dammbruch, bei dem ein in Schottland "Loch" genannter Süßwassersee seinen aus Torf bestehenden Seeboden, der auf Gneis ruht, einbüßt: Der Unterbau gerät ins Rutschen, rauscht wie eine Moräne ins Tal, das Seebett bleibt trocken zurück - und gibt im vorliegenden Roman ein Flugzeugwrack frei, in dem der seit siebzehn Jahren vermisste Bandleader Roddy sitzt. Beziehungsweise das, was von ihm übrig blieb. Der Zustand des Skeletts legt nahe, dass Roddy mit äußerster Brutalität zu Tode gekommen sein muss.
Eigentlich ein Fall für die Polizei und dann doch auch für Fin Macleod, den ehemaligen Polizisten aus Glasgow, der nach langer Abwesenheit und dem Ausscheiden aus dem Polizeidienst - sein Sohn wurde bei einem Unfall mit Fahrerflucht getötet, darüber zerbrach seine Ehe - zurück auf der heimatlichen Hebriden-Insel ist. Er soll dem örtlichen Großgrundbesitzer helfen, sich Wilderer vom Leib zu halten. Aber dazu kommt es gar nicht, denn zügig schickt May seinen Helden in den tiefen Brunnen der Vergangenheit. Und der reicht mindestens bis zum Ersten Weltkrieg zurück, schon damals waren Familien verfeindet, die es noch heute sind. Man kennt und kontrolliert sich eben, wer damit nicht klarkommt, der muss das Eiland verlassen, mit allen Konsequenzen.
Whistler, einst Fins bester Freund, ist geblieben, obwohl er von allen Mitgliedern der ehemaligen Clique rund um die Band die größte Portion Hirnschmalz abbekommen hat. Ein verwilderter, in geschlossenen Räumen kaum zu haltender Berserker, der keinen Weg findet, seiner seelisch zerrütteten Punk-Tochter zu sagen, dass er sie liebe. An diesem und vielen anderen Fällen führt der Autor durch die Vorgeschichte der Flugzeugleiche, und wie in einem Brennglas bündeln sich alle Strahlen in der enigmatisch-kalten Mairead, einst Geliebte von Roddy, angebetet von der gesamten männlichen Inseljugend.
Das geht so hin. Seinen Ruf, ein literarisch besonders ambitionierter Krimiautor zu sein, kann May mit diesem Roman nicht durchgehend einlösen - die Poesie ist dann doch oft reichlich gängige Ware ("Ein Moment verging, indem sein Lächeln verschwand wie die Strahlen der Sonne, vor die sich eine Wolke schiebt"). Eher schon zeigt er, dass er ein sehr ins Erzähltüfteln verliebter Autor ist. Übertrüge man den Roman auf ein Organigramm der handelnden Insulaner, sähe es aus wie ein Schnittmusterbogen - jeder mit jedem, und dabei möglichst viel verdrängen und vertuschen. Zum Krimi werden diese Coming-of-Age-Memoiren erst auf den letzten achtzig Seiten, als Fin ein Licht aufgeht: Der Tote im Flugzeugwrack ist gar nicht Roddy.
Neu auf dem deutschen Markt ist fünf Jahre nach seinem Debüt ein anderer Schotte, Mark Douglas-Home, ebenfalls Jahrgang 1951. In Südafrika verwies man ihn des Landes, weil dem Apartheid-Regime seine Studentenzeitung nicht passte. Er kommt aus einem guten Stall - ein britischer Premierminister steht im Stammbaum - und war nach einer Reporterkarriere bis 2006 Herausgeber der schottischen Tageszeitung "The Herald".
Auch er erzählt eine Geschichte von falschen Helden und von Störenfrieden, auch er siedelt diese an der Westküste an, auf der Isle of Mull, der Halbinsel Ardnamurchan, in Argyll und rund um die Hafenstadt Oban. Obendrein erfindet er das aufgegebene Inselchen Eilean Iasgaich, auf dem im Zweiten Weltkrieg Fischer lebten, die als Kriegshelden mit einem umgebauten Trawler gegen die deutsche U-Boot-Flotte kämpften. Die Zwietracht, die sie damals schon spaltete, hat sich auf ihre Nachfahren vererbt, die nun in Sichtweite der Insel am Festland siedeln.
Der Ermittler, der "Sea Detective" wider Willen, ist der Meeresbiologe Cal McGill, den ein dunkles - gab es je ein helles? - Geheimnis an die Insel bindet. Er ist Experte für Meeresströmungen und Umweltaktivist, der Silberwurz-Sträucher in die Gärten von Politikern pflanzt, um auf den Klimawandel hinzuweisen. Dergestalt polizeibekannt, tut sich der ermittelnde Beamte Ryan schwer, auf die Expertise McGills zurückzugreifen, die er eigentlich dringend brauchte: Die Zahl der abgetrennten Füße in Turnschuhen, die an der Westküste angeschwemmt werden, nimmt signifikant zu.
Was das mit dem Schicksal des indischen Mädchens Basanti zu tun hat, das als Sexsklavin von ihrer Mutter verkauft wurde, um die Schulden des verstorbenen Ehemanns zu begleichen, entschlüsselt Douglas-Home klug dosiert. Basanti entkommt ihren Peinigern und flüchtet sich zu Cal, den die Medien als tapferen Einzelkämpfer vermarkten. So verbinden sich die Erzählstränge zu einem Fall, der kein gutes Licht auf die einander bekämpfenden Sektionen des Polizeiapparats wirft und zu dessen Lösung dann ausgerechnet die von dem ehrgeizigen Macho Ryan wegen ihrer Pummeligkeit verachtete Helen Jamieson beiträgt, indem sie heimlich Cals Unterstützung organisiert.
Auch Douglas-Home ist magisch angezogen von der Ära der Großeltern, verortet den Plot letztlich jedoch in der Gegenwart des globalisierten Sklavenhandels. Kein Pageturner, und Schwärzeres hat Schottland auch schon hervorgebracht, aber weniger in Nostalgie verliebt als Peter May. Man merkt, hier will einer mehr als nur unterhalten.
HANNES HINTERMEIER
Mark Douglas-Home:
"Sea Detective".
Ein Grab in den Wellen.
Kriminalroman.
Aus dem Englischen von Stefan Lux. Rowohlt Verlag, Reinbek 2017. 400 S., br., 9,99 [Euro].
Peter May: "Moorbruch". Roman.
Aus dem Englischen von Silvia Morawetz. Zsolnay Verlag, Wien 2017. 336 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eingeführt als Marke ist der Schriftsteller Peter May, 1951 in Glasgow geboren, in seiner Heimat schon lange. Seine "Lewis Trilogy" verkaufte dort mehr als eine Million Exemplare; der Zsolnay Verlag bringt dieser Tage den dritten und letzten Band "The Chessmen" unter dem gut gewählten deutschen Titel "Moorbruch" heraus. Gemeint ist damit ein seltenes Naturphänomen, eine Art Dammbruch, bei dem ein in Schottland "Loch" genannter Süßwassersee seinen aus Torf bestehenden Seeboden, der auf Gneis ruht, einbüßt: Der Unterbau gerät ins Rutschen, rauscht wie eine Moräne ins Tal, das Seebett bleibt trocken zurück - und gibt im vorliegenden Roman ein Flugzeugwrack frei, in dem der seit siebzehn Jahren vermisste Bandleader Roddy sitzt. Beziehungsweise das, was von ihm übrig blieb. Der Zustand des Skeletts legt nahe, dass Roddy mit äußerster Brutalität zu Tode gekommen sein muss.
Eigentlich ein Fall für die Polizei und dann doch auch für Fin Macleod, den ehemaligen Polizisten aus Glasgow, der nach langer Abwesenheit und dem Ausscheiden aus dem Polizeidienst - sein Sohn wurde bei einem Unfall mit Fahrerflucht getötet, darüber zerbrach seine Ehe - zurück auf der heimatlichen Hebriden-Insel ist. Er soll dem örtlichen Großgrundbesitzer helfen, sich Wilderer vom Leib zu halten. Aber dazu kommt es gar nicht, denn zügig schickt May seinen Helden in den tiefen Brunnen der Vergangenheit. Und der reicht mindestens bis zum Ersten Weltkrieg zurück, schon damals waren Familien verfeindet, die es noch heute sind. Man kennt und kontrolliert sich eben, wer damit nicht klarkommt, der muss das Eiland verlassen, mit allen Konsequenzen.
Whistler, einst Fins bester Freund, ist geblieben, obwohl er von allen Mitgliedern der ehemaligen Clique rund um die Band die größte Portion Hirnschmalz abbekommen hat. Ein verwilderter, in geschlossenen Räumen kaum zu haltender Berserker, der keinen Weg findet, seiner seelisch zerrütteten Punk-Tochter zu sagen, dass er sie liebe. An diesem und vielen anderen Fällen führt der Autor durch die Vorgeschichte der Flugzeugleiche, und wie in einem Brennglas bündeln sich alle Strahlen in der enigmatisch-kalten Mairead, einst Geliebte von Roddy, angebetet von der gesamten männlichen Inseljugend.
Das geht so hin. Seinen Ruf, ein literarisch besonders ambitionierter Krimiautor zu sein, kann May mit diesem Roman nicht durchgehend einlösen - die Poesie ist dann doch oft reichlich gängige Ware ("Ein Moment verging, indem sein Lächeln verschwand wie die Strahlen der Sonne, vor die sich eine Wolke schiebt"). Eher schon zeigt er, dass er ein sehr ins Erzähltüfteln verliebter Autor ist. Übertrüge man den Roman auf ein Organigramm der handelnden Insulaner, sähe es aus wie ein Schnittmusterbogen - jeder mit jedem, und dabei möglichst viel verdrängen und vertuschen. Zum Krimi werden diese Coming-of-Age-Memoiren erst auf den letzten achtzig Seiten, als Fin ein Licht aufgeht: Der Tote im Flugzeugwrack ist gar nicht Roddy.
Neu auf dem deutschen Markt ist fünf Jahre nach seinem Debüt ein anderer Schotte, Mark Douglas-Home, ebenfalls Jahrgang 1951. In Südafrika verwies man ihn des Landes, weil dem Apartheid-Regime seine Studentenzeitung nicht passte. Er kommt aus einem guten Stall - ein britischer Premierminister steht im Stammbaum - und war nach einer Reporterkarriere bis 2006 Herausgeber der schottischen Tageszeitung "The Herald".
Auch er erzählt eine Geschichte von falschen Helden und von Störenfrieden, auch er siedelt diese an der Westküste an, auf der Isle of Mull, der Halbinsel Ardnamurchan, in Argyll und rund um die Hafenstadt Oban. Obendrein erfindet er das aufgegebene Inselchen Eilean Iasgaich, auf dem im Zweiten Weltkrieg Fischer lebten, die als Kriegshelden mit einem umgebauten Trawler gegen die deutsche U-Boot-Flotte kämpften. Die Zwietracht, die sie damals schon spaltete, hat sich auf ihre Nachfahren vererbt, die nun in Sichtweite der Insel am Festland siedeln.
Der Ermittler, der "Sea Detective" wider Willen, ist der Meeresbiologe Cal McGill, den ein dunkles - gab es je ein helles? - Geheimnis an die Insel bindet. Er ist Experte für Meeresströmungen und Umweltaktivist, der Silberwurz-Sträucher in die Gärten von Politikern pflanzt, um auf den Klimawandel hinzuweisen. Dergestalt polizeibekannt, tut sich der ermittelnde Beamte Ryan schwer, auf die Expertise McGills zurückzugreifen, die er eigentlich dringend brauchte: Die Zahl der abgetrennten Füße in Turnschuhen, die an der Westküste angeschwemmt werden, nimmt signifikant zu.
Was das mit dem Schicksal des indischen Mädchens Basanti zu tun hat, das als Sexsklavin von ihrer Mutter verkauft wurde, um die Schulden des verstorbenen Ehemanns zu begleichen, entschlüsselt Douglas-Home klug dosiert. Basanti entkommt ihren Peinigern und flüchtet sich zu Cal, den die Medien als tapferen Einzelkämpfer vermarkten. So verbinden sich die Erzählstränge zu einem Fall, der kein gutes Licht auf die einander bekämpfenden Sektionen des Polizeiapparats wirft und zu dessen Lösung dann ausgerechnet die von dem ehrgeizigen Macho Ryan wegen ihrer Pummeligkeit verachtete Helen Jamieson beiträgt, indem sie heimlich Cals Unterstützung organisiert.
Auch Douglas-Home ist magisch angezogen von der Ära der Großeltern, verortet den Plot letztlich jedoch in der Gegenwart des globalisierten Sklavenhandels. Kein Pageturner, und Schwärzeres hat Schottland auch schon hervorgebracht, aber weniger in Nostalgie verliebt als Peter May. Man merkt, hier will einer mehr als nur unterhalten.
HANNES HINTERMEIER
Mark Douglas-Home:
"Sea Detective".
Ein Grab in den Wellen.
Kriminalroman.
Aus dem Englischen von Stefan Lux. Rowohlt Verlag, Reinbek 2017. 400 S., br., 9,99 [Euro].
Peter May: "Moorbruch". Roman.
Aus dem Englischen von Silvia Morawetz. Zsolnay Verlag, Wien 2017. 336 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schließen
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Hannes Hintermeier stellt zwei schottische Krimiautoren vor, die den Tartan Noir über Glasgow und Edinburgh hinaus an die Westküste tragen. Tolle Gegend diese Highlands, findet Hintermeier, und die Leute sind dort von wirklich ausgesuchter Feindseligkeit. Mark Douglas-Homes war nach seiner Reporterkarriere Herausgeber des schottischen "Herald", und in seinem Roman "Sea Detective" lässt er einen Meeresbiologen ermitteln, der sich nicht nur um den Klimawandel an der Westküste sorgt, sondern auch die gestiegene Zahl angeschwemmter Füße in Turnschuhe. Der Rezensent erkennt in den Romanen dieses Autors deutlich den Ehrgeiz, nicht nur zu unterhalten, sondern brisante Themen wie etwa globalisierten Sklavenhandel auf die Tagesordnung zu setzen.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Atmosphärisch super. Die Schotten packen's an, ob Gischt oder Gemeinheit. Krimibestenliste
Das etwas farblos gehaltene Cover hätte mich, ohne den Titel, wohl kaum angesprochen. Die Farben sind mir etwas zu blass und zu nichtssagend. Ich hoffe nicht, dass es sich im Inhalt widerspiegelt. Der Titel jedoch macht mich neugierig. Sehr neugierig sogar.
Da der erste Satz (laut Forschung) …
Mehr
Das etwas farblos gehaltene Cover hätte mich, ohne den Titel, wohl kaum angesprochen. Die Farben sind mir etwas zu blass und zu nichtssagend. Ich hoffe nicht, dass es sich im Inhalt widerspiegelt. Der Titel jedoch macht mich neugierig. Sehr neugierig sogar.
Da der erste Satz (laut Forschung) über Gefallen oder Missfallen entscheidet, möchte ich ihn hier verwenden: Der kalte Wind ließ das Mädchen zittern.
Kommen wir nun zum Inhalt: Der Prolog lässt einem das Blut in den Andern gefrieren. Furchtbar! Entsetzlich! Grausam! All diese Worte gingen mir durch den Kopf, als ich von den beiden Mädchen gelesen hatte. Verkauft für 60.000 Rupien um dann, nachdem sie ihren Dienst erwiesen haben und gefügig waren, auf dem Meer ausgesetzt zu werden. Puh, ein ziemlich heftiger Einstieg in diesen Krimi.
Schon kurz danach lernt der Leser Cal kennen. Er ermittelt Strand- und Treibgut. Hier habe ich echt gestaunt. So etwas gibt es? Klingt sehr spannend. So spannend geht es auch weiter. Denn schon bald wird ein Fuß am Strand gefunden und Cal beginnt seine Ermittlungen. Aber nicht nur er ermittelt, sondern auch die Polizei ... wegen ihm, und seinen nächtlichen Pflanzen-Eingrab-Einbrüchen.
Sehr interessant beschreibt der Autor das Sammeln von Treibgut und seine Auswertungen. Gut, man darf beim Lesen nicht zimperlich sein, da manchmal Details erwähnt werden, die doch etwas ... hm... sagen wir mal prikär sind. Aber dennoch klingen sie einleuchtend und machen Lust, selbst mal am Strand die Augen offen zu halten. Denn wie oft hat man schon einen einzelnen Schuh gefunden, der angespülte wurde. Hatte dann nicht jeder gedacht: Ach, der ist bestimmt mal von einem Boot gefallen. Aber ist er das wirklich??? Oder steckt evtl. eine ganz andere Geschichte dahinter. Den Gedanken sind hier wohl keine Grenzen gesetzt.
Auch die Sache mit den nächtlichen Einbrüchen, um auf eine Pflanze bzw. auf die Umwelt aufmerksam zu machen, ist eine grandiose Idee, die Umweltaktivisten bestimmt begeistern wird.
Dazwischen folgen immer wieder Kapitel mit Basanti und ihrer Flucht aus der Prostitution, die einem beim Lesen den Atem stocken lassen.
Fazit:
Ein Krimi der sofort Lust auf die Fortsetzung macht. Interessante Story und ein interessanter Protagonist.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Neben Peter May gibt es kaum einen schottischen Krimiautor, der die Fähigkeit hat, Gegenwärtiges und Vergangenes, gepaart mit grandiosen Landschaftsbeschreibungen, stimmig in eine spannende Geschichte zu verpacken, weshalb mich auch eine gewisse Wehmut ergriffen hat, als ich …
Mehr
Neben Peter May gibt es kaum einen schottischen Krimiautor, der die Fähigkeit hat, Gegenwärtiges und Vergangenes, gepaart mit grandiosen Landschaftsbeschreibungen, stimmig in eine spannende Geschichte zu verpacken, weshalb mich auch eine gewisse Wehmut ergriffen hat, als ich „Moorbruch“, dessen abschließenden Band der Lewis-Trilogie (kürzlich in einer ausgezeichneten Übersetzung bei Zsolnay erschienen), beendet hatte.
Glücklicherweise gibt es auch im Krimibereich ein monatliches Ranking, aus dem ich mir regelmäßig Lesetipps hole. Und in der Bestenliste Februar belegt der schottische Newcomer Mark Douglas-Home den neunten Platz mit seinem ersten Cal McGill-Kriminalroman „Sea Detective: Ein Grab in den Wellen“. Neuer Autor, Schottland und ein ungewöhnlicher Protagonist, mein Interesse war geweckt…und ich wurde nicht enttäuscht!
Die Handlung wird durch verschiedene Stränge bestimmt, die ineinandergreifen und sich teilweise überlappen, wobei sowohl Erzählperspektive als auch Handlungsort wechselt.
Das verbindende Element ist der unkonventionelle Protagonist Cal McGill, kein klassischer Polizist/Detective, sondern ein Meeresbiologe und Umweltaktivist. Polizeibekannt durch seine aufsehenerregenden Pflanzaktionen in Politikergärten, mit der er die Öffentlichkeit auf den globalen Klimawandel hinweisen möchte. Und ein Experte, wenn es um Meeresströmungen und an Land gespültes Treibgut geht, dessen Weg er mit Hilfe einer Computersimulation nachverfolgen kann. Eine Fähigkeit, die die Polizei von Edinburgh dringend benötigt, da an der Küste abgetrennte Füße angespült worden sind. Da Detective Helen Jamison bei ihrem Vorgesetzten auf taube Ohren stößt, beschließt sie hinter dessen Rücken McGill um Hilfe zu bitten.
Relativ zeitgleich versteckt sich Basanti, eine indische Jugendliche in unmittelbarere Nähe von McGills Wohnung und sieht bei einem Blick durch dessen Fenster ein Bild ihrer spurlos verschwundenen Freundin Preeti. In Rückblenden erfährt man, dass die beiden Bedia-Mädchen von ihren Familien als Kapital genutzt und für ein Leben als Prostituierte (Dhandewali) erzogen wurden. An Menschenhändler verkauft, gelangten sie nach Großbritannien, wurden von Zuhälter an Zuhälter weitergereicht, und später, wenn diese keine Verwendung mehr für die Mädchen hatten, wie Müll entsorgt. Preeti musste dieses Schicksal erleiden, aber Basanti konnte ihren Peinigern entkommen und muss sich nun vor ihnen verstecken.
Die besondere Note erhält dieser Kriminalroman aber durch einen besonderen Aspekt der Familienhistorie des Protagonisten, dessen Großvater unter ungeklärten Umständen im Zweiten Weltkrieg vor der schottischen Küste ums Leben kam. Um Licht ins Dunkel zu bringen, reist McGill nach Eilean Iasgaich, der (fiktiven) kleinen Fischerinsel an der Westküste. Heimat für seine Familie bis zum Tod des Großvaters. Was ist damals geschehen, und warum begegnen ihm fast alle Inselbewohner mit unverhohlener Feindseligkeit?
Der sehr gut durchdachte Plot, die Kompetenz in der Vermittlung der ozeanografischen Themen, die detaillierten Charakterisierungen, die gelungene Verknüpfung von Familiengeschichte und aktuellen Vorkommnissen und schlussendlich die Landschaftsbeschreibungen, die die Vorstellungskraft des Lesers befeuern, machen aus diesem Debüt ein unerwartet eindrückliches Leseerlebnis. Sehr empfehlenswert!
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für
Entdecke weitere interessante Produkte
Stöbere durch unsere vielfältigen Angebote